
Jugendroman
Loewe
1997, 2009
Taschenbuch
192

In dieser Rezension geht es um ein Jugenddrama von Jana Frey. "Der Kuss meiner Schwester" erzählt die kurze und intensive Liebesgeschichte zwischen einem Zwillingspaar.
Der Kuss meiner Schwester von Jana Frey war Teil meines März-Rückblicks in meiner 100-Bücher-im-Jahr-Challenge.
Klappentext
„Mattis ist zum ersten Mal richtig verliebt. Tag und Nacht träumt er nur von Mieke. Und wenn Mieke ihn zufällig berührt, zittert er. Nichts wünscht er sich sehnlicher als Miekes Körper zu spüren. Als Mattis eines Abends heimlich einen Eintrag in Miekes Tagebuch liest, weiß er, dass auch Mieke sich in ihn verliebt hat. Aber diese Liebe darf nicht sein, denn Mieke und Mattis sind Zwillinge.“
Cover

Das Cover zeigt die ineinander verschlungenen Hände eines jungen Pärchens. Dieses Bild mutet schon ein wenig an wie „Wir gegen den Rest der Welt„.
Das Cover ist ebenso wie die Schrift rötlich gehalten und hat etwas warnendens. Es unterstreicht damit gut den Charakter des Verbotenen.
Insgesamt finde ich das Cover sehr passend gestaltet.
Inhalt
Mattis und Mieke sind Zwillinge und beide 16 Jahre alt. Sie leben zusammen mit ihrem Vater Jost. Ihre Mutter ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen als Mattis und Mieke noch Babys waren.
Schon immer hatten die beiden Zwillinge ein sehr enges Verhältnis zueinander. Doch Mattis Gefühle haben sich verändert. Er fühlt sich zunehmend zu Mieke hingezogen, obwohl ihm klar ist, dass solch eine Liebe verboten ist. Lange Zeit versucht er seine Gefühle zu unterdrücken, er leidet unter seiner Begierde seiner Schwester gegenüber. Als ihm klar wird, dass auch Mieke romantische Gefühle für ihn hegt, ist er euphorisch, fürchtet sich jedoch zugleich. Auch Mieke leidet zunächst unter dieser romantischen Zuneigung, doch irgendwann geben sich die Geschwister ihren Gefühlen hin.
Wie zu erwarten ist, bleibt ihre verbotene Liebe nicht ewig geheim und die beiden sehen sich den Reaktionen ihres Umfeldes ausgeliefert.
Sprache und Stil
Die Geschichte wird aus Mattis Perspektive in der Ich–Form erzählt. Die Kapitel sind in Monate gegliedert beginnend mit Januar, endend mit Dezember eines Jahres. Die Schreibweise ist recht einfach gehalten, schnörkellos und mit kurzen Sätzen. Trotzdem gibt das Buch einen guten Einblick in Mattis Gefühlswelt.
„“Mattis“, flüsterte Mieke und lehnte ihre Stirn gegen meine Schläfe. „Lass uns eine Nacht lang alles vergessen, in Ordnung? Lass uns diese Nacht lang vergessen, dass wir Bruder und Schwester sind …“ Und dann passierte es.“
Jana Frey, Der Kuss meiner Schwester
Film zum Buch
Scheinbar gibt es auch einen Film zu dem Buch von 2000. Den habe ich aber bisher nicht gesehen und kann daher keine Bewertung dazu abgeben. Infos hierzu habe ich bei tvspielfilm gefunden. Wie man der Zusammenfassung dort entnehmen kann, weicht die Story (wie so oft) vom Buch ab, da es darin auch um Drogenkonsum und Krankheit geht.
Mein Fazit
Die Geschichte von Mattis und Mieke hat mich total berührt. Ich kann nicht nachempfinden, wie stark und innig das Band zwischen Zwillingen ist, aber ich denke diese Bindung ist etwas sehr starkes und besonderes. Im Falle von Mattis und Mieke ist es scheinbar nich tiefgreifender.
Es ist nichts schmutziges oder perverses an dieser jungen Liebe. Dennoch leiden die beiden sehr unter ihrer geheimen Liebelei. Beide fühlen sich pervers und empfinden ihre Liebe als verboten. Natürlich kann ich nachvollziehen, weshalb Geschlechtsverkehr zwischen Blutsverwandten verboten ist und ich denke, die Risiken sind nicht unerheblich und sollten definitiv bedacht werden. Aber trotzdem hat es sich für mich beim Lesen nicht richtig angefühlt, dass die beiden Verliebten sich so schämen und selbstgeißeln müssen. Außerdem steht auf der anderen Seite auch das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, welches m. M. n. nicht ognoriert werden darf.
„Ich hatte zum ersten Mal mit einem Mächen geschlafen. Aber dieses Mädchen war meine Schwester. Mieke hatte zum ersten Mal mit einem Jungen geschlafen. Aber dieser Junge war ich. Und es war verboten. Es war Blutschande, es war pervers.“
Jana Frey, Der Kuss meiner Schwester
Ich kann nicht sagen, was richtig oder falsch ist. Ich frage mich aber, wenn zwei sich lieben, wenn zwei es wollen, kann das dann verkehrt sein? Wer sagt schon, was richtig oder falsch ist? Ein Gesetz?
Für mich fühlte sich vieles in der Geschichte falsch an, nur nicht die Liebe zwischen Mattis und Mieke. Falsch ist Intoleranz, Verachtung, Verurteilung und Empörung. Dieses Buch hat auf jeden Fall ein starkes Mitgefühl in mir geweckt und dazu geführt, dass ich mich gedanklich intensiv mit dem Thema „Geschwisterliebe“ auseinandergesetzt habe.
Ich schätze es sehr an Büchern, wenn sie mich dazu bringen über kritische Themen nachzudenken und Gesetze, Standards und Normen zu überdenken, denn nichts ist wichtiger als frei sein zu können – im Denken und im Lieben.
Meine Empfehlung
Ich kann dir dieses Buch empfehlen, wenn du …
- gerne Liebesgeschichten abseits der Norm liest,
- bereit bist, „allgemeingültige“ Standards zu hinterfragen,
- Jugendliteratur magst,
- offen bist für emotionale und bewegende Geschichten.
Hast du das Buch gelesen? Was ist deine Meinung dazu? Würdest du es gerne lesen oder ist das überhaupt nichts für dich?
Schreib deine Meinung dazu gerne in die Kommentare.